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Die Geschichte unserer Kirche

Die St. Nicolai-Kirche ist eine der ältesten in der Region.
Die früheste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde des Hochstifts Hildesheim von 1266. Das Patronat lag bereits im frühen Mittelalter auf der Kirche und ging 1572 auf den jeweiligen Erbherren von der Wense über.
Der Dreißigjährige Krieg schonte die Kirche nicht, so dass 1652 - 1654 Reparaturarbeiten vorgenommen werden mussten, wobei das eichene Tonnengewölbe eingezogen wurde. 1690 ließen Georg Friedrich von der Wense und seine Frau Catharina Ehrengard von Alvensleben das Kirchenschiff an den erhaltenen gotischen Chor barock verbreitert neu anbauen. Dabei entstand der wuchtige Westbau des Turmes in den romanischen Formen der Heimatkirche der Erbauerin, die aus Hundisburg bei Erxleben stammte.
Mit dem seit 1700 erbauten spätbarocken Schloss in dem im 19. Jahrhunderts angelegten weitläufigen Park bildet diese Gemeindekirche, die bis 1847 Eigentum der Familie von der Wense war, ein eindrucksvolles historisches Ensemble.
Am Pfarrhaus, in einem Nebengebäude, ist eine kleine Kapelle (25 Sitzplätze) eingerichtet, die immer offen steht. Sie ist an einem Fliesenmosaik von Bischof Nikolaus, dem Namenspatron der Gemeinde, zu erkennen.

Weihekreuze in der Holdenstedter Kirche

Quelle: Armgard von der Wense
Haben Sie auch schon manchmal die Ornamente an den Wänden des Altarraums betrachtet und sich gefragt, ob diese wohl eine Symbolik haben?

Es sind Weihekreuze. Jeweils vier sind rechts und links des Altars zu erkennen, zwei weitere sind hinter dem Altar. Sie befinden sich auf den Bögen um die Fenster, den vorderen Kircheingang und den Eingang zum Epitaph.

Weihekreuze stammen aus vorreformatorischer Zeit. Am Tag ihrer Weihe wurde eine Kirche an ausgesuchten Stellen gesalbt und mit Weihwasser besprengt. Um diese Stellen zu markieren, wurden sie mit Weihekreuzen gekennzeichnet. In romanischen und gotischen Kirchen kann man oft zwölf Weihekreuze finden. Sie stehen für die zwölf Apostel, auf denen die Kirche Christi gründet.

In reformierten Kirchen wurden damals die meisten Weihekreuze übertüncht. Erst bei späteren Renovierungsarbeiten wurde sie wiederentdeckt und restauriert. In unserer Kirche sind zehn gut restaurierte Weihekreuze zu erkennen.

Armgard v. der Wense
In der Holdenstedter Kirche hängt unter der Empore ein hinter Glas gesichertes Antependium. 

Antependien sind Altarbehänge, die durch ihre Farben und Symbole die unterschiedlichen Phasen des Kirchenjahrs symbolisieren.

Vorrangig sind die Farben Violett als Kirchenfarbe und Farbe für die Vorbereitungszeiten auf die großen Christfeste, Weiß als Farbe der Christfeste, Rot für Pfingsten, Reformationstag und Konfirmation, Grün für Erntedank und die Epiphanias- und Trinitatiszeit und Schwarz für Karfreitag und Karsamstag.

Das Holdenstedter Antependium ist aus roter Seide mit unterlegter Brokatstickerei. Es trägt mittig die Jahreszahl 1639. Es wurde von Georg Hilmer von der Wense (1596-1654) anlässlich der überstandenen Besetzungszeit durch die Schweden gestiftet. Die Namen der drei Damen, die das Antependium gestickt haben, u.a. seine Ehefrau, sind im oberen Bereich zu lesen.

Abgebildet sind mehrere Medaillons. Das mittlere große Medaillon zeigt Jesus vor den Toren Jerusalems als er unter der Last des Kreuzes zusammenbricht. Im Hintergrund ist der Hügel Golgatha zu erkennen.

Die vier kleineren Medaillons zeigen die vier Evangelisten, Matthäus mit dem Engel oben links, Lukas mit dem Stier unten links, Markus mit dem Löwen oben rechts und Johannes mit dem Adler unten rechts.

Am oberen Rand ist mittig Christus abgebildet, dem zur Seite seine zwölf Jünger stehen.

Armgard v. der Wense
Das Holdenstedter Taufbecken stammt voraussichtlich aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. 

Es ist ein kesselförmiges Becken aus Bronze, das vormals für Ganzkörpertaufen von Neugeborenen diente.

Vier aufrechtstehende Figuren auf einem Standring tragen das Becken. Diese Figuren werden Atlanten genannt. Das Besondere an den Holdenstedter Atlanten sind die Medaillen, von denen jeder zwei auf seiner Brust trägt.

Auf der Wandung des Beckens sind größere und kleinere figürliche Darstellungen zu entdecken.

Viermal ist eine sitzende männliche Figur mit segnender Handhaltung und Buch zu erkennen. Hierbei könnte es sich um den thronenden Christus handeln. Er ist umgeben von vier Medaillons, die die Symbole der vier Evangelisten zeigen: links oben der Engel des Matthäus, links unten der Löwe des Markus, rechts oben der Adler des Johannes und rechts unten der Stier des Lukas.

Dazwischen befinden sich weitere, deutlich kleinere figürliche Darstellungen. Hierbei handelt es sich um Heilige, denn alle haben einen Heiligenschein und tragen unterschiedliche Symbole. Gut sichtbar ist u.a. Petrus mit dem großen Schlüssel.

Am oberen Rand der Beckenwandung ist ein lateinisches Spruchband zu lesen: QUI BAPTISATUR HOC SACRO FONTE LAVETUR MUNDUS LABE. Übersetzt: Wer in diesem heiligen Quell getauft wird, von dem wird die Schuld der Welt gewaschen.

Heute hängt in einer nachträglich hinzugefügten Halterung eine Taufschale, wohl aus dem 16. Jahrhundert. Diese zeigt mittig zwei Männer, die eine Weintraube tragen. Der um dieses Bild gelegte Schriftzug ist nicht mehr lesbar. 

Das Taufbecken wird mit einem großen Kupferdeckel abgeschlossen, der auf seinem Griff die Friedestaube zeigt.
Eins der wenigen Stücke, das wohl noch aus der Zeit der Erbauerfamilie von Boldensen stammt, ist der links im Chorraum eingebaute Wandschrank. Er wird auf die Zeit um 1500 datiert. In diesem wurden die Abendmahlsgeräte, d.h. der Kelch und die Patene (die Schale für die Oblaten) sowie in vorreformatorischer Zeit die Monstranz aufbewahrt. Die Monstranz ist ein kostbares, meist mit Edelsteinen besetztes Schaugerät, das einen Fensterbereich für eine Hostie (das Allerheiligste) umfasst. Sie wird in der katholischen Kirche bei Gottesdiensten oder Prozessionen feierlich gezeigt. Im Innenraum des Wandschranks ist ein speziell für eine Monstranz ausgesparter Platz zu erkennen.

Die Front, in rostrot gehalten und mit Kreuzmedaillons gleichmäßig verziert, zeigt acht figürliche Darstellungen. Auf den beiden Flügeltüren in der Mitte sind im oberen Bereich zwei Engel abgebildet, die wohl eine Monstranz halten, eine Andeutung auf die Funktion des Schrankes. Unter den Engeln sind links der Heilige Nikolaus als Schutzpatron der Holdenstedter Kirche und links der Apostel Johannes mit einem Kelch zu sehen, der wohl hier abgebildet wurde, da er das Mundschenkamt für das letzte Abendmahl innehatte und dies somit auch ein Hinweis auf die Funktion des Schrankes ist.

Auf dem Schrankrahmen sind vier Apostel abgebildet. Oben links der Apostel Thomas mit der Lanze, der durch Lanze und Schwert starb. Unter ihm Bartholomäus mit dem Messer, mit dem er gehäutet wurde. Rechts oben Petrus mit dem Schlüssel für das Himmelreich und unter ihm Simon mit der Säge, mit der er getötet wurde. Alle Apostel sind wohl mit dem Evangelium, das sie verkündigten, abgebildet.

Armgard von der Wense

Die Glocken von St. Nicolai

Quelle: Armgard von der Wense
Aus Hilmer von der Wense: “Chronik des von der Wense`schen Lehn- und Rittergutes zu Holdenstedt 1572-1948“, in Auszügen vorgestellt von Walter (Butz) Hilmer
 
Für die Holdenstedter Kirche war Georg Hilmer von der Wense eine bedeutende Persönlichkeit. 1649 befahl er den Text des Morgen- und Abendgebetes, und jeder, der daran in der Kirche teilnahm und tagsüber auf dem Gut gearbeitet hatte, sollte von nun an für jeden Kirchgang einen “Sechserling“ (Anm.: Wert = 6 Pfennige) erhalten. Der von Georg Hilmer ausgesuchte Text hatte seine persönliche Note. 
 
1650 stiftete Georg Hilmer zwei der heute noch vorhandenen drei Glocken. In der Abrechnung von 1651 wurde für zwei Glocken die Summe von 660 Reichstalern bezahlt. Die große Glocke wiegt laut Aufzeichnung 24 Zentner und die kleine 9 Zentner. Ferner war eine dritte Glocke vorhanden, die im Jahr 1714 geborsten ist. Meister Köhler in Celle wurde beauftragt, sie neu zu gießen. Die Gemeinde Holdenstedt verpflichtete sich, die neue Glocke mit 4 RT (Reichstaler) pro Zentner zu bezahlen.
 
Die alte, geborstene Glocke, mit einem Gewicht von 15 Zentnern wurde ihm als Metallangabe überlassen. Aus diesem Material hat der Meister sodann eine neue Glocke gegossen und sie anderwärts verkauft. Um den Schadenersatz gab es einen langen Streit. Wie man sich schließlich geeinigt hat, ist unbekannt. Erst 1777 ist dann die dritte Glocke in der jetzigen Form entstanden.
 
Bei der Metallabgabe im Weltkrieg 1914 bis 1918 brauchte keine Glocke angegeben werden, während 1942 die kleine Glocke von 1650 und die von 1777 beschlagnahmt wurden. Beide kamen jedoch 1948 wieder. Mit dem Geläut hat es seine eigene Bewandtnis. Die große Glocke von 1650 wurde allsonntäglich geläutet. Die Schwesterglocke durfte nur an hohen Festtagen benutzt werden.
 
Außerdem waren, im Falle „tödlichen Abgangs“ eines Mitglieds des herrschaftlichen Hauses, die drei untertänigen Dörfer, Holdenstedt, Borne und Drohe, verpflichtet, vier Wochen lang alle drei Glocken zu läuten. Dies hatte in der Mittagsstunde von 12 bis 13 Uhr mit drei eingelegten Pausen zu geschehen. Für Gerichtsuntertanen (Anm.: einfache Bürger) wurde von der Herrschaft die Dauer des Trauergeläutes jeweils festgesetzt. Noch um 1800 wurden diese beiden Rechte ausgeübt.
 
Walter (Butz) Hilmer